06.05.2013 - Offener Brief der Interessengemeinschaft Vorsicht-Hochspannung Dortmund-Süd

 

Interessengemeinschaft Vorsicht-Hochspannung Dortmund-Süd

c/o Schneiderstr. 50, 44229 Dortmund, Tel 0231-737168

 

Der derzeitige Umgang mit den Anrainern und Betroffenen der Hochspannungstrasse  Kruckel–Hörde im Besonderen sowie mit den Dortmunder Freileitungs-Stromtrassen überhaupt ist nicht akzeptabel!

 

An die Stadt Dortmund,

an die Stromtrassen-Betreiberin RWE AG

Offener Brief, beschlossen am 11. April 2013 in Dortmund-Lücklemberg.

 

Nach jahrelanger Gleichgültigkeit gegenüber den Gefahren von Hoch- und Höchstspannungstrassen in Wohngebieten gab es zuletzt einige positive Entwicklungen. Gemeint sind die geplante Erdverkabelung der 110 kV-Leitung in Dortmund-Süd, die städtische Befassung mit neueren Gefahren-Erkenntnissen sowie das Stromtrassen-Messprogramm nach EU-Kriterien durch die Stadt Dortmund. Neuerdings sind wir jedoch befremdet darüber, wie desinteressiert aktuell wieder mit den Interessen und Sorgen der Betroffenen umgegangen wird.

 

 

  • Wir verstehen nicht, warum die Stadt Dortmund neuerdings wieder rund dreißigmal stärkere Leitungsemissionen bei Neubaugebieten zulassen will als sie selbst schon für problematisch erkannt hat. Gab es nicht im Jahr 2011 städtische Berichte über die Anwohner-Gefährdung bei bereits niedrigen Magnetfeld-Dauer-Expositionen (ab 0,3 Mikrotesla Feldstärken)? In solchen „Magnetfeldzonen“ wäre z.B. in Holland keine Wohnbebauung zulässig. Nun aber sollen sogar 10 Mikrotesla in Wohngebieten unproblematisch sein. Im Gegensatz dazu gibt es bereits in etlichen deutsche Städten Selbstverpflichtungen zugunsten niedrigerer maximaler Magnetfeld-Emissionen.

 

  • Wir verstehen nicht, warum wieder Verharmlosung und Desinformation die Haupttendenzen sind und warum es keinerlei unabhängige „Informationsstelle Stromtrassen-Emission“ geben soll. Nach wie vor sind z.B. in Dortmund-Süd Informationen im Umlauf, dass die inkriminierte 110 kV-Leitung stromlos sei.

 

  • Wir verstehen nicht, warum die Netzbetreiberin RWE AG mitsamt ihren Tochtergesellschaften unter der Hand die Magnetfeld-Emissionen vervielfachen kann. So ist es etwa gerade in Dortmund-Süd geschehen, ebenso beim gigantisch ausgebauten Umspannwerk Kruckel. (Damit sind nicht die tagesüblichen Schwankungen gemeint – vielmehr erleben wir hier neuerdings dauerhafte Erhöhungen um 250-300 Prozent!) Die Betroffenen sind nicht informiert und schon gar nicht um Erlaubnis gefragt worden. Das Umwelt-Informationsrecht gibt ein solches klammheimliches Vorgehen bei wesentlichen Gefahrenänderungen nicht her. Und auch die Überleitungsrechte der Netzbetreiber sind keinerlei Freibrief für weitere Attacken auf die Gesundheit der Anrainer.

 

  • Wir verstehen nicht, warum RWE-Westnetz überhaupt nicht bereit ist, die Anwohner und Betroffenen direkt vor Ort zu informieren bzw. dazu Stellung zu nehmen. Das gilt sowohl bezüglich der stark ausgeweiteten Magnetfeldzonen der 110 kV-Leitung Kruckel-Hörde als auch bezüglich der Details der geplanten Alternativtrasse.

 

  • Wir verstehen nicht, warum die Stadt – obwohl verantwortlich für die Daseinsvorsorge - das alles geschehen lässt. So wird der Netzbetreiberin ein quasi rechts- und demokratiefreier Raum gewährt. Gleichzeitig bietet die Stadt Raum für asymmetrisch angelegte „Bürgerdialoge“ unter der Leitung einer vom Netzbetreiber Amprion beauftragten und daher kaum neutralen „Dialoggestaltungs“-Agentur.

 

Im Gegensatz zu diesen Kritikpunkten erwarten wir:

  • regelmäßige, zeitnahe Informationen der Betroffenen direkt vor Ort, so wie es RWE früher zugesagt hat. Das gilt insbesondere auch für die Details der Alternativtrassenplanung und –realisierung in Dortmund-Süd;

  • die schnellstmögliche Umsetzung der Erdverkabelungs-Pläne für die Trasse Kruckel-Hörde;

  • das komplette Zurückfahren der jüngsten Magnetfeldexpansion, mindestens auf das Maß des langjährigen Durchschnitts;

  • die Selbstverpflichtung der Netzbetreiber-Gesellschaften zu jederzeitiger Offenheit und Transparenz;

  • die Einrichtung einer unabhängigen Informationsstelle „Hochspannungs-Emissionen“ sowie eines Dortmunder Krebsatlas;

  • die perspektivische Entfernung aller Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen aus unmittelbaren Wohngebieten.

<<Zurück zur Übersicht